Zum Tango gehören immer Zwei – Oder doch nicht?!
Kennt Ihr schon die aktuellen Finalisten der Tangoweltmeisterschaft in Kolumbien, Tanya Margarita Gutiérrez Lara und Sebastián Avendaño? – Nein? Das könnt Ihr ändern: Beinahe hätte zwar der Covid 19-bedingte Lockdown das Engagement des charismatischen Tangoprofipaares für die argentinische Tanzschule Blanco y Negro in Bayern aus der im Tango so wichtigen Achse geworfen. Aber eben nur fast.
Sebastián, nicht nur Tänzer, sondern auch Choreograph und Gründer seiner eigenen Dance Company „A Puro Tango“, entwickelte kurzerhand in Medellín (Kolumbien) eine neue, revolutionäre Form des Tangos: Den „Tango individual“! Eine Marke war geboren – eine Moulinette rund um die anhaltenden Einschränkungen der weltweiten Tanzszene, aber mit Sicherheit ohne Ende wie ein Ocho!

Tanya Margarita Gutiérrez Lara und Sebastián Avendaño
Solo Tango? Tango Individual? Und wer umarmt mich?
Niemand. Wie der Name schon sagt, tanzt man Tango individual allein, ohne Tanzpartner*in.
Erstmals präsentiert und getanzt wurde der Tango individual auf dem Tangofestival in Medellín im Frühjahr 2020. In höchster Präzision, Musikalität und Ästhetik waren dort regelrechte Küren von bekannten Tangofiguren wie Boleo, Cruzo, Colgada usw. zu bestaunen.

Eine Kür alleine. Auch ohne Tanzpartner entstehen großartige Tanzfiguren.

Der Trick: Körperspannung und Übung.
Ist das nicht halt- und sinn(lichkeits)los ohne Partner?
Nein, denn wer vor dem Training sein Gleichgewicht beim Tango schlecht halten konnte, wird nach wenigen Einheiten aufrecht und stolz wie ein Schwan viele Verzierungen spielend leicht tanzen können.
Erotik und Sinnlichkeit folgen dem verbesserten Körpergefühl der Tänzer, die eigene Stabilität in der Tanzachse steigert das Selbstbewusstsein und schärft die Ausführung der Figuren. Allein konzentriert man sich tiefer auf die Musik und die eigenen Bewegungen.


Kurzum: Ein souveräner Tänzer, der führt oder folgt – nur den Bandoneonklängen verpflichtet, ist für jeden Tanzpartner attraktiv, weil er mit ihm tanzen will, es aber auch durchaus allein könnte😊.
Wem das Ganze trotzdem zu sehr nach Einsamkeit klingt, dem sei gesagt, wer Stunden in Tango Individual bucht, tanzt zum Schluss ganze Choreographien in Formation mit anderen Tangueros und Tangueras. Und vielleicht beobachtet man dabei auch seinen zukünftigen Tanzpartner für den natürlich unvergesslichen und niemals aussterbenden Tango in offener oder enger Umarmung!

Der niemals aussterbende Tango in enger Umarmung
Tanya und Sebastián sind übrigens nicht nur weltweit anerkannte Bühnentänzer, Choreographen und Tanzlehrer mit Engagements in Europa, Asien, Afrika und den USA, sie sind auch privat ein glücklich verheiratetes Ehepaar und leben Tango pur. Ihre Heimat ist Kolumbien. Wen es dorthin verschlägt, z.B. auf einer Tangoreise, kann mehr über die beiden und Ihre Events erfahren auf der Website Ihrer auf Spanisch gleichnamigen Dancecompany- und academy A Puro Tango.

Auch Männer folgen beim Tango individual ihrer eigenen Choreographie
Wer nun schon verstohlen beim Lesen mit der Fußspitze Kreise auf den Bogen gezeichnet hat, lange auf den Tango verzichten musste, oder seinen Partner mit einem heimlich erworbene Update seines Könnens verzaubern möchte, kann sich über Kurse, Workshops und Einzelunterricht informieren bei Oscar Gimenez, Inhaber der Tanzschule Blanco y Negro. Dort findet Ihr auch Videos von Tanya und Sebastián in Action.
Unterrichtet wird derzeit in Nürnberg, Regensburg, Würzburg, Bayreuth und Augsburg. „Blanco y Negro“ heißt zwar übersetzt aus dem Spanischen „Weiß und Schwarz“, Tango individual beweist jedoch: Es gibt nie nur Schwarz und Weiß, sondern immer auch noch Tanzbares dazwischen. Abrazo!
Text: Kathi Marie Ulrich
Fotos: Oscar Gimenez, Tanya Margarita Gutiérrez Lara und Sebastián Avendaño